Unsere Geschichte_ „Botschaften auf Papier“_1953

Beide Schreiben sind aus dem Jahr 1953 und jeder/e SchülerIn (zumindest aus Klasse 9/ 10) weiß, dass da der Volksaufstand in der DDR war.

„In der DDR sorgten u. a. die wirtschaftlichen Vorgaben und die staatlich beschlossenen, erhöhten Arbeitsnormen für immer mehr Unmut unter den Menschen. In aller Deutlichkeit zeigte der Aufstand am 17. Juni, dass das Volk seinen neuen, streng sowjetisierten Staat ablehnte. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, die Rote Armee leistete dabei militärische Hilfe. Die Kluft zwischen Ost und West war größer denn je. Die Worte Demokratie und Freiheit bekamen in der DDR einen bitteren Geschmack.“*

* http://www.was-war-wann.de/1900/1950/1953.html

Und was haben die beiden Schreiben damit zu tun?

Die chronologische Einordnung ist klar. Diese „Botschaften auf Papier“ können in den historischen Kontext um die Ereignisse des Jahres 1953 gebracht werden- „Flucht“.

Hinter den nüchternen Zahlen und den Zuwendungen mit Naturalien für Kindergarten und Schulen verbergen sich Einzelschicksale von Menschen, die alles hinter sich ließen und ohne ihr Hab und Gut flohen.

Übrigens: Die Abwanderung der DDR-Bevölkerung in den Westen erreicht im März 1953 eine Rekordhöhe: Im Westen werden in diesem Monat 58.605 DDR-Flüchtlinge registriert.

 Was war passiert? 

„Auf der Grundlage der Beschlüsse des Leipziger Bauern-Kongresses, die in der DDR-Presse am 28. Februar veröffentlicht worden sind, sagt die SED dem Einzelbauerntum im März einen entschiedenen Kampf an. Im Mittelpunkt der Kampagne steht der Beschluss über „die Aufgaben bei der Schaffung der Grundlagen des Sozialismus in der Landwirtschaft“. Alle Bauern sollen in den Prozess der LPG-Gründung einbezogen werden. Die Rede ist von „sozialistischer Großproduktion“ auf dem Land.
Verließen im Vormonat 1.955 Bauern ihre Höfe, so werden es im März 2.641. Zugleich werden immer mehr Bauern unter fadenscheinigen Gründen verhaftet; unbestellte oder nicht abgeerntete landwirtschaftliche Flächen sind eine der Folgen. Wie unnachgiebig die Haltung der SED-Führung gegenüber den Großbauern ist, verdeutlicht eine Festlegung des Politbüros vom 3. März: „Wenn Grossbauern den Kreisräten ihren Besitz anbieten, so ist dieser anzunehmen. Nur in besonderen Fällen ist, wenn der Wunsch geäußert wird, 6 ha (Hektar) Boden durchschnittlicher Qualität zu behalten, diesem Wunsch nachzukommen, wenn der betreffende Grossbauer kein republikfeindliches Element ist.“ *

Rede Grotewohls auf dem Leipziger Bauern-Kongress, 27.2.1953 (DDR-Rundfunk)

O-Ton (mp3)

 * Projektseite Bundeszentrale für Politische Bildung

http://www.17juni53.de/chronik/5303.html